Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass Vespa velutina in Deutschland als „etabliert“ eingestuft werden soll. Doch was bedeutet das genau für die Bekämpfung dieser invasiven Art? Mancherorts versetzten zuständige Behörden die Imkerinnen und Imker mit ihren Aussagen bereits in Alarmbereitschaft. Teils war von dort zu hören: „Die Hornisse wird eh bald umgestuft, da müssen wir jetzt auch kein Geld mehr zur Bekämpfung ausgeben.“ Hat es sich also mit der Kontrolle der Asiatischen Hornisse in Deutschland erübrigt? Hier beantwortet der Deutsche Imkerbund e.V. einige Fragen rund um die Umstufung.

Was bedeutet eine Umstufung von Vespa velutina von Artikel 16 auf Artikel 19 der EU-Verordnung 1143/2014?
Die Umstufung bedeutet, dass die invasive Art unionsweiter Bedeutung im Mitgliedstaat als etabliert eingestuft wird und das Ziel nicht mehr deren Ausrottung ist. Ein Mitgliedstaat muss dann gemäß Artikel 19 aber Managementmaßnahmen gegen die invasive Art aufweisen, „damit deren Auswirkungen auf die Biodiversität und die damit verbundenen Ökosystemdienstleistungen sowie gegebenenfalls auf die menschliche Gesundheit oder die Wirtschaft minimiert werden.“ Wie Vertreter der EU-Kommission in einem Gespräch mit dem Deutschen Imkerbund deutlich machten, muss das Ziel auch weiterhin eine Verhinderung oder Verminderung der Ausbreitung von Vespa velutina sein.
Gilt die Umstufung für ganz Deutschland?
Ja, sie gilt somit auch für diejenigen Bundesländer, in denen Vespa velutina noch nicht oder nur als Inselpopulation vorkommt. In Deutschland sind die Bundesländer, beziehungsweise deren Umweltministerien für die Bekämpfung invasiver Arten zuständig.
Muss die Umstufung von der EU-Kommission genehmigt werden?
Nein.
Was hat es mit den Managementmaßnahmen auf sich?
Um die oben genannten Vorgaben von Artikel 19 zu erfüllen, hat Eine Arbeitsgruppe der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Naturschutz, Landschaftspflege und Erholung (LANA) sogenannte Management- und Maßnahmenblätter erarbeitet. Beispiele solcher Blätter für andere invasive Arten finden Sie hier. In den Blättern werden in der Regel kurz die Situation zusammengefasst und dann die möglichen Maßnahmen aufgezählt und kurz beschrieben.
Die Management- und Maßnahmenblätter sollen zwar als einheitliche Richtlinie und Grundlage für das Management der jeweiligen invasiven Art dienen, deren Umsetzung und die Auswahl der Maßnahmen sind allerdings jeweils den Bundesländern überlassen.
Gemäß Artikel 19 ist zudem ein Überwachungssystem vorgeschrieben. Damit muss die Wirksamkeit der Beseitigungsmaßnahmen zur Populationskontrolle kontrolliert werden. Des Weitern soll überprüft werden, ob die Maßnahmen die Auswirkungen auf die Biodiversität und die damit verbundenen Ökosystemdienstleistungen, die menschliche Gesundheit und die Wirtschaft – in diesem Fall also die Imkerei und auch deren Bestäubungsleistung – minimieren.
Wann werden die Management- und Maßnahmenblätter veröffentlicht?
Gemäß Artikel 26 der EU-Verordnung erfolgt zunächst eine öffentliche Beteiligung. Diese beginnt am 1. Oktober 2024. Die Management- und Maßnahmenblätter werden dazu im Internet auf www.anhoerungsportal.de veröffentlicht.
Hat der Deutsche Imkerbund an den Management- und Maßnahmenblättern mitgewirkt?
Nein, der Deutsche Imkerbund hat mehrfach um eine Einbeziehung in die Thematik gebeten – auch um eventuellen Missverständnissen vorzubeugen. Der Wunsch wurde von den zuständigen Personen jedoch ignoriert.
Vespa velutina: Schäden melden! Haben Sie Verluste durch die Asiatische Hornisse Vespa velutina an Ihrem Bienenstand? Dann dokumentieren Sie dies bitte und melden Sie den Fall. Um die politische Unterstützung zu verstärken, sind Meldungen von Schadensfällen notwendig – sofern sie denn auftreten.
Der Imkerverband Rheinland e.V. steht mit den beiden Länderregierungen wegen der zu erstellenden Managementmaßnahmen in Verbindung. Ob die Argumente, die wir für unsere rund 13.000 Imkereien vortragen, für die Beschlüsse verfangen, ist völlig unklar. In beiden Länderregierungen verwenden sowohl die Umwelt- als auch die Wirtschaftsministerien viel Energie für die Abstimmung untereinander. Im Vergleich zur Landwirtschaft ist der Einfluss der privaten Imkereien und der Berufsimkereien in diesem Prozess eher als gering einzuschätzen.