Neue Möglichkeiten für den Imkerverband Rheinland

Vertreterversammlung in Bonn stellt die erfolgreiche Arbeit des Vorstands auf eine finanziell gesicherte Basis

Die Vertreterversammlung des Imkerverband Rheinland e.V. hat am vergangenen Samstag in Bonn die Weichen für den Verband für die kommenden zwölf Monate gestellt. Ein wichtiger Tagesordnungspunkt konnte dabei nicht erfolgreich geschlossen werden. Obwohl der 2. Vorsitzende Tobias Heinen intensiv darum warb, dass sich ein Kandidat oder eine Kandidatin für den Posten des/der 1. Vorsitzenden findet, hob sich im Saal kein Finger. Offenbar sahen viele Delegierte keinen Anlass, die Vakanz kurzfristig zu besetzen. Im kommenden Jahr steht die turnusgemäße Wahl des/der 1. Vorsitzenden für vier Jahre an. “Der Vorstand hofft sehr, dass sich bis dahin eine Person findet, die Lust dazu hat, unseren Verband weiter so erfolgreich zu führen. Der zweitgrößte Imkerverband Deutschlands braucht auf Dauer einen vollständigen Vorstand”, sagt Tobias Heinen anschließend. Vielleicht habe auch die geräuschlose und vielfältige Tätigkeit des Vorstandes nach dem überraschenden Ausscheiden von Dirk Franciszak dazu beigetragen, dass die Imkerschaft die Dringlichkeit der Personalie nicht gesehen habe.

Für einen oder eine neue Vorsitzende gibt es im kommenden Jahr zudem eine erfreuliche Nachricht: Die Vertreterversammlung hat mit einer knappen Mehrheit die umstrittene Beitragserhöhung von zehn Euro pro Jahr ab 2025 beschlossen. 68 Stimmen der anwesenden Delegierten entfielen auf den Antrag des Vorstands, 59 Kreisstimmen sprachen sich für eine Beibehaltung des alten Beitrags aus, 22 Enthaltungen vervollständigten das Votum. “Wir können uns nur dafür bedanken, dass die Vertreterversammlung dem Antrag des Vorstandes gefolgt ist und uns das Vertrauen ausgesprochen wurde”, sagte Tobias Heinen. Der Imkerverband Rheinland sei so nach 14 Jahren ohne eine Erhöhung ab dem kommenden Jahr in die Lage versetzt, neue Projekte anzustoßen und wieder eine Verbandsarbeit zu etablieren, die Bienen und Imkerei verdient hätten. “Wir haben in diesem Jahr bereits einen kleinen Vorschuss geleistet und die Honigprämierung wieder aufleben lassen. Der große wie unerwartete Ansturm auf die Honiglose hat gezeigt, wie sehr die Imkerschaft solche Aktivitäten des Verbands herbeisehnt. Damit wir sowas systematisch ausbauen können, braucht der Verband finanzielle Spielräume.” Die Honigprämierung in diesem Jahr werde den Verband eine fünfstellige Summe kosten. Der Vorstand hat das Angebot von 175 ursprünglich geplanten Honiglosen kräftig erweitert und hat die Finanzierung von 350 Losen sichergestellt. Ein paar wenige Plätze für die Honigprämierung sind aktuell noch frei.

In einer Umfrage möchte der Vorstand nun weiter ausloten, welche Erwartungen die rund 13.000 Imkerinnen und Imker an ihren Verband haben. “Der Vorstand ist offen für neue Vorschläge, die die Attraktivität des Imkerverband Rheinland weiter stärken”, so Tobias Heinen.

  • Die Nummer 2 bleibt die Nummer 1: Tobias Heinen führt die Geschäfte ohne neuen 1. Vorsitzenden weiter.

Ein wichtiges Projekt, dass der Vorstand ausdrücklich nicht aus den neuen Einnahmen finanzieren möchte, ist die Erweiterung der Geschäftsstelle in Mayen. Anlass ist der gestiegene Platzbedarf des Fachzentrums Bienen und Imkerei (FBI). Das Team um Dr. Christoph Otten und Dr. Saskia Wöhl, die beide bei der Vertreterversammlung anwesend waren, brauchen dringend neue Räume, um das Angebot für die Imkereien im Verband aufrechterhalten zu können. Nachdem die ursprünglich geplante Aufstockung des Gebäudes wegen der massiv gestiegenen Baukosten gestoppt werden musste, ist nun ein Container-Bau im Garten geplant, den die Geschäftsstelle des IVR beziehen soll. Die dadurch frei werdenden Räume im bestehenden Gebäude kann dann künftig das FBI nutzen.

Die Vertreterversammlung hat den Vorstand mit großer Mehrheit beauftragt, die Planung für diesen Anbau weiter voranzutreiben. Aktuell rechnet der Vorstand mit Kosten zwischen 230.000 und 250.000 Euro, für die bereits Rücklagen gebildet sind. Dieser Beschluss ist eine gute Nachricht für das FBI und den Standort Mayen.

Auch die Erweiterung der Globalversicherung gegen Tierschäden hat die Vertreterversammlung beschlossen. Der Vorstand hatte hier im Vorfeld mit Gaede & Glauerdt attraktive Konditionen verhandelt. Der erweiterte Versicherungsschutz wird bei den aktuellen Völkerzahlen pro Volk lediglich 0,15 Euro kosten. Und für die nächsten Jahre wird der Verband diesen Beitrag über Rücklagen ausgleichen können, so dass auf die Imkerschaft zunächst keine Zusatzkosten zukommen. Der Vorstand konnte somit einen Wunsch der Imkerschaft umsetzen, der sich bei einer Umfrage im Dezember herauskristallisiert hatte.

Auch ein Antrag vom Kreis-Imkerverein Aachen bekam eine Mehrheit. Das Merkblatt „Kriterien der Fortbildungsanerkennung für Bienenseuchen-Sachverständige (BSV) in NRW – gültig ab 01.05.2023“ wird nun sanft überarbeitet. In der Diskussion hatte der Obmann für Bienengesundheit, Ulrich M. Schnitzler, darauf hingewiesen, dass die rechtlichen Vorgaben nur wenig Interpretationsspielraum lassen.

Im Anschluss an die Vertreterversammlung gab es noch die Gelegenheit, an einer Führung durch den Botanischen Garten in Bonn teilzunehmen. Markus Radscheit, technischer Leiter der berühmten Gartenanlage, übernahm diese Aufgabe persönlich. Dabei weihte der Imkerverband Rheinland noch eine Edelkastanie ein, die er anlässlich seines 175-jährigen Bestehens gespendet hatte. Gleichzeitig war damit auch ein Dank an das Botanische Institut verbunden, das seinen Hörsaal für die Vertreterversammlung kostenlos zur Verfügung gestellt hatte. Dr. Peter Heuschen hatte die Veranstaltung für den gastgebenden Bienenzuchtverein Rheinbach organisiert und den Kontakt zur Universität hergestellt. Außerdem hielt er einen höchst interessanten Vortrag über die Vespa Velutina in Frankreich: “Die asiatische Wespe / 20 Jahre Erfahrung in Frankreich, was können wir daraus lernen?” Die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter nahmen auch dieses Angebot sehr dankbar an.

Die nächste Vertreterversammlung findet am 15. März 2025 statt. Dann ist der Kreisverband Neuwied Ausrichter. Ein Gastgeber für 2026 in Nordrhein-Westfalen wird derzeit noch gesucht.